Von Zeit zu Zeit möchten wir Ihnen einen Verband oder Verein vorstellen, der sich für die Interessen von Pflegekindern und Pflegeeltern einsetzt. Als erste Interviewpartnerin konnten wir Frau Wallaart vom Landesverband für Pflege- und Adoptivfamilien in Niedersachsen e. V. (Pfad Niedersachsen e.V.) gewinnen. Vielen Dank, dass Sie unseren Lesern einen Einblick in Ihre Vereinstätigkeit geben.

 

Stellen Sie uns Ihren Verband bitte kurz vor. Seit wann bestehen Sie? Wie viele Mitglieder haben Sie? Wie weit erstreckt sich Ihr Einzugsgebiet?

 

Frau Wallaart: Wir sind ein Landesverband für Pflege- und Adoptivfamilien in Niedersachsen e. V. (Pfad Niedersachsen e. V.). Gegründet wurde der Verband im Jahre 1992. Unsere Geschäftsstelle befindet sich in Braunschweig. Dem Verband sind landesweit 21 Ortsvereine und ca. 30 Einzelpersonen angeschlossen.

 

 

Worin bestehen die Hauptaufgaben von Pfad Niedersachsen e. V. und wie werden diese Aufgaben personell gemeistert?

 

Frau Wallaart: Wir möchten das Bewusstsein in der Bevölkerung für die Lebenssituation von Pflege- und Adoptivfamilien wecken. Das Wohl des Kindes wird bei allen Bemühungen in den Mittelpunkt gestellt. Unseren Pflege- und Adoptivfamilien bieten wir konkrete, unbürokratische und individuelle Hilfe an. Wir organisieren für sie  Seminare zu verschiedenen Themen, die von professionellen Referenten durchgeführt werden.

 

Wir haben einen Vorbereitungslehrgang „Aus dem Nest gefallen“ (Grund- und Aufbaukurs) entwickelt mit dem Ziel, ein bedarfsgerechtes Vorbereitungsangebot für Pflege- und Adotivfamilien sicher zu stellen. Diese Kurse werden in Zusammenarbeit mit dem  Landesverband der Volkshochschulen angeboten.

 

Projekte und Seminare unserer angeschlossenen Vereine werden von uns unterstützt.

 

Wir engagieren uns bundesweit in der „Agenda Pflegefamilien“ (www.agenda-pflegefamilien.com) im Sinne der Pflege- und Adoptivfamilien und unterstützen das „Aktionsbündnis Praxis“ (www.aktionsbuendnis-praxis.de). Außerdem sind wir aktiv in der Arbeitsgemeinschaft „Runder Tisch“. Das ist ein Zusammenschluss mehrerer Bundesverbände. Wir machen uns dafür stark, dass der im Gesetz verankerte Schutzauftrag (§8a SGB VIII) zum Wohle des Kindes umgesetzt wird.

 

Weiterhin fördern und unterstützen wir die Schaffung von Netzwerken, die das Wissen und die Kräfte von Pflege- und Adoptiveltern und der Organisationen der Jugendhilfe in Niedersachsen und auf Bundesebene erweitern.

 

Diese Aufgaben werden ehrenamtlich von unserem Vorstand erledigt. Der Vorstand von Pfad Niedersachsen e. V. besteht aus drei geschäftsführenden Vorstandsmitgliedern und 2 Beisitzern.

 

 

Warum ist es für Pflegeeltern aus Ihrer Region sinnvoll, sich Pfad Niedersachsen e. V. anzuschließen?

 

Frau Wallaart: Wir  helfen ihnen in schwierigen Situationen, z. B. unterstützen sie als Beistand in Kontakt  mit dem Jugendamt, bei Gerichtsverfahren usw. Unsere Fachreferenten beraten sie in Krisensituationen oder benennen kompetente Partner (z. B. Fachanwälte, Psychologen usw.).

Wir bieten ihnen Seminare und Fortbildungen zu speziellen Themen an.

 

 

Was war für Sie persönlich der Auslöser, dass Sie sich entschieden haben, ein Pflegekind aufzunehmen? Wie wurden Sie damals begleitet und unterstützt?

 

Frau Wallaart: Hierauf können wir Ihnen als Verein Folgendes antworten:

Die Gründe, ein Pflegekind aufzunehmen, sind sehr unterschiedlich. Manche Familien kümmern sich um die Kinder von Angehörigen, die nicht in der Lage sind, ihre Kinder angemessen zu versorgen. Andere Paare möchten einem Kind ein Zuhause geben, weil sie keine eigenen Kinder haben, die eigenen Kinder flügge geworden sind oder weil sie zu ihren eigenen Kindern noch einem anderen Kind ein Familienleben und eine gute Zukunft bieten wollen.

 

Begleitet werden die „werdenden Pflegeeltern“ von Mitarbeitern des Pflegekinderdienstes oder anderen sozialen Einrichtungen, die mit dieser Aufgabe betraut sind. Eine gute Vorbereitung ist immens wichtig und es ist ratsam, die Angebote hierzu wahr zu nehmen. Auch darüber hinaus gibt es vielfältige Möglichkeiten sich Rat und Unterstützung zu holen. Hierfür stehen ebenfalls die Sachbearbeiter zur Verfügung, außerdem die Vereine, Gruppen von Betroffenen und viele mit dem speziellen Thema erfahrene Fachleute. Unser Landesverband ist bemüht, ein Netzwerk von Vereinen, Fachanwälten, Ärzten, Psychologen, Pädagogen, Referenten usw. aufzubauen.

 

 

Wenn eine Familie um Ihren Rat bittet, die sich überlegt, ein Pflegekind aufzunehmen, wenn sie einen Impuls für ihre Entscheidung sucht, was würden Sie dieser Familie in wenigen Sätzen mit auf den Weg geben?

 

Frau Wallaart: Man kann den Familien nur ans Herz legen, dass sie sich gut informieren sollen, denn die Aufgaben, welche mit einem Pflegekind in die Familien kommen, sind oft nicht leicht zu meistern. Die Pflegefamilie nimmt nicht nur ein Kind auf, sondern immer auch dessen Vorgeschichte und dessen Herkunftsfamilie. Mit einer guten Vorbereitung z. B. durch Seminare können unvorhergesehene Probleme, die die Aufnahme eines Pflegekindes mit sich bringen kann, besser gemeistert und früher erkannt werden. Sich dann Hilfe zu holen ist einfacher, wenn man über bestimmte Vorgänge Bescheid weiß. Weiterhin wichtig ist es, dass die betroffenen Familien sich organisieren. Hier sind die Vereine und Ortsgruppen ein guter Platz, mit Gleichgesinnten über Probleme zu sprechen und sich gegenseitig zu unterstützen. Wir haben viele Vereine in unserem Landesverband, die ein tolles Programm für ihre Mitglieder auf die Beine stellen und sehr aktiv im Miteinander sind.

 

Pflegefamilien Fairsicherung: Wir empfehlen allen Pflegefamilien, sich einem Verein oder Verband anzuschließen. Je mehr Mitglieder und damit natürlich auch Beiträge die Institutionen haben, umso mehr kann für die stetig wachsende Zahl an Pflegekindern und Pflegefamilien getan werden.

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